Akademische Reitkunst

Zum akademischen Reiten, bekannt geworden und gefördert durch Bent Branderup,  braucht man kein Hochschulstudium!

Die einzige Voraussetzung, die man mitbringen sollte, ist die Liebe zum Pferd und der Wille, es den Naturgesetzen gemäß auszubilden. Das heißt, dass man die allgemein gültigen biomechanischen Abläufe des Pferdekörpers kennt und darüberhinaus um die spezifischen individuellen Gegebenheiten des eigenen Pferdes weiß. Die AR basiert auf den Lehren der alten Reitmeister, wie z.B. Xenophon, Pluvinel, Newcastle, Guérinière und Steinbrecht. 

Reitkunst ist sichtbar gemachte Liebe

Es geht dabei in erster Linie darum, unser Pferd durch eine durchdachte Gymnastizierung bis ins hohe Alter physisch und mental gesund und reitbar zu erhalten. Die Dressur erfüllt demnach keinen Selbstzweck, sondern steht uns als gesund erhaltendes Mittel zur Verfügung. Dazu brauche ich kein sogenanntes Dressurpferd - die AR kann von allen Pferderassen (und Rassemixen) erlernt und ausgeführt werden!

 

Die Grundidee dabei ist, das Pferd über den Sitz zu reiten, wobei das Ziel darin besteht, die Vorhand zu entlasten und Hankenbeugung zu erreichen. Das Pferd soll sich losgelassen unter dem Reiter bewegen, der mittels Schenkelhilfen die Hinterhand führt und die Pferdeschultern mittels der Zügel, die in der linken Hand gehalten werden (ähnlich dem Neckreining im Westenreiten). Das Gebiss, in der Regel bei fortgeschrittenen Pferd-Reiterpaaren die blanke Kandare, dient der Rahmengebung. Über den Sitz erreiche ich Stellung und Biegung, welche sich, ausgehend vom Schädel, durch die gesamte Wirbelsäule fortsetzt und an der inneren Hüfte, die leicht nach vorn kommt, sichtbar wird.

 

 

Einen großen gymnastizierenden Stellenwert nimmt die akademische Bodenarbeit ein. Mit deren Hilfe können Lektionen zunächst ohne Reitergewicht eingeführt werden, so dass sich das Pferd ausschließlich auf das Verstehen der Hilfen konzentrieren kann. Auch dient sie vor dem Aufsteigen als probates Aufwärmtraining. Der Kappzaum leistet hier kommunikative Dienste, denn er wirkt direkt auf den Schädel ein. Ich kann Impulse geben zum Kopf absenken (Extension/ Longitudinalflexion), Kopf anheben (vertikale Flexion), seitliche Stellung im Genick und schließlich Biegung der Halswirbelsäule (laterale Flexion), dem beweglichsten Teil der Wirbelsäule. Die am Schädel gegebenen Impulse setzen sich nun über die Halswirbelsäule über die Brustwirbelsäule bis zur Lendenwirbelsäule, die schließlich in den Schweifwirbeln endet, weiter fort, die innere Hüfte bewegt sich nach vorn-unten.  

 

Selbstverständlich kann mit dem Kappzaum auch geritten werden, was besonders am Anfang der Ausbildung sinnvoll ist, da man dem Pferd ja noch so einiges erklären muss. Wer sein Pferd lieber komplett gebisslos ausbilden möchte, kann auch das tun. Das Benutzen einer Kandare ist keinesfalls Pflicht, es gibt hier einige gebisslose Alternativen, wie z.B. das Cavesal oder Cavemore.

Auf Zwangsmaßnahmen wie Ausbindezügel, etc. wird bewusst konsequent verzichtet, da das Pferd mit der Zeit lernt, sich zu formen, es wird nicht von uns im Schnelldurchgang "in Form gepresst", sondern erhält die Zeit, die es braucht, sich zu entwickeln. Dies ist ein lebenslanger  Prozess, sowohl für das Pferd, als auch für dessen Ausbilder: Lebendige Wesen sind beständig im Wandel, Entwicklung ist nie linear.  

"Was ein Pferd unter Zwang tut, das beherrschst es nicht, noch sieht es schöner aus, als wenn man einen Tänzer durch Peitschen und Stacheln zum Tanzen zwingt."

Xenophon, zitiert nach Simon von Athen

Die Kunst besteht darin, die Grundgangarten zu erhalten und zu fördern. So wird der Reiter lernen, diese nicht durch übermäßige Einwirkung zu stören.

"Nur wenn der Reiter exakt in der Balance sitzt, stört er die natürliche Bewegung nicht und kann daran teilhaben."

Bent Branderup

Dennoch muss er wahrnehmen, wann eine Hilfe zur Erhaltung der Gangart in ihrer reinen Form gegeben werden muss. Der Schwung darf sich zwanglos entfalten, geht er jedoch verloren, hilft der Reiter nach.

 

In der AR finden sich zahlreiche Überschneidungen mit der Feldenkraismethode, sei es das Hineinspüren der Hand in etwaige Verspannungen, sei es der fühlende Sitz, der Informationen des Pferdekörpers in der Bewegung wahrnimmt, oder der physische Sitz, der in der Lage ist, die Bewegungen des Pferdes zu- und durchzulassen und ferner Informationen an das Pferd übermittelt, oder sei es die Bewusstheit, mit der das Pferd lernt, seinen eigenen Körper wahrzunehmen und zu "benutzen". Diese Liste lässt sich selbstverständlich noch weiter fortsetzen....

 

 

 

Probier es aus - bitte dein Pferd zum Tanz!